Wie schläft die Welt? Andere Länder, andere (Schlaf-)Sitten
Die Franzosen sind die Langschläfer innerhalb der Industrienationen. Während die Deutschen nach Angaben der OECD beispielsweise nur acht Stunden und zwölf Minuten am Tag in Morpheus Armen zubringen und damit auf Platz 14 in der Schlafrangliste der OECD landen, verschläft die Grande Nation acht Stunden und 50 Minuten pro Tag. Die Aufgewecktesten sind Südkoreaner, die mit sieben Stunden und neunundvierzig Minuten Schlaf pro Tag auskommen. Wie hieb- und stichfest diese Statistiken sind, sei dahingestellt. Fakt ist: Nicht nur ausgeschlafen zeigen sich die kulturellen Unterschiede der Nationen – auch die Schlafgewohnheiten sind von Land zu Land verschieden.
Von Japan bis Griechenland: Wer schläft wie?
Die Spanier, Griechen und einigen andere Südeuropäer schwören auf die Siesta – eine Pause zur Regeneration und zur Vermeidung körperlicher Anstrengungen in den heißen Mittagsstunden. Siesta geht auf den lateinischen Begriff sexta hora zurück, die sechste Stunde nach Sonnenaufgang. Tatsächlich startet die Siesta in der Regel gegen 14.00 Uhr und zieht sich bis zum späten Nachmittag hin – mit Gelegenheit für ein ausgiebiges Schläfchen. Japaner und Chinesen können wegdämmern, wo immer sie sich gerade befinden. Bietet sich ein Zeitfenster – und sei es noch so kurz – schon nicken sie weg. Der Kurzschlaf in der Mittagspause am Schreibtisch, in Japan Inemuri und in China Xiu-xi genannt, wird als durchaus positiv bewertet. In Deutschland war die Schlafpause am Tage bis vor kurzem noch undenkbar. Inzwischen macht das Wort vom „Power-Napping“ die Runde. Der Trend zum regenerierenden kurzen Schläfchen gewinnt auch hierzulande immer mehr Anhänger.
Andere Länder, andere Betten
Große Unterschiede gibt es zwischen den Nationen auch in der Auswahl der Schlafstätten. Deutsche träumen mehrheitlich in individuell zugeschnittenen Doppelbetten von etwa 1,70 bis 2,10 Meter mit zwei Matratzen. Die Franzosen lieben ihr französisches Bett: 1,50 x 2,00 Meter, mit einer durchgehenden Matratze. In den USA gibt es vier verschiedene Standardbettengrößen: Twin (Single), Full (Double) Queen und King. Darüber hinaus werden zahlreiche Sondergrößen angeboten. Die meisten Betten in den USA haben keine Lattenroste, sondern eine Art Kasten, der unter die Matratze kommt, eine sogenannte Box Spring. Diese Boxspringbetten erfreuen sich auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit.
Japaner dagegen schlafen lieber nahe am Boden. Traditionell wurde lediglich ein Futon, eine Schlafmatte, ausgerollt, der morgens wieder im Schrank verstaut wurde. Inzwischen betten sich die meisten Japaner auf eine Kombination aus niedrigem Bett mit aufliegender Matratze, dem eigentlichen Futon. Deutsche schwören auf zwei Bettdecken im Doppelbett, Franzosen mögen eine Decke für zwei – üblicherweise eine Kombination aus dünner Decke mit dünner Überdecke. Amerikaner nutzen – unabhängig von der Bettgröße – eine Stepp- oder Synthetik-Decke, die auch als Tagesdecke genutzt wird. Kopfkissen hat man in größerer Zahl in verschiedenen Formen und Formaten parat.
Die Briten schlafen am liebsten nackt. 30 Prozent der Inselbewohner liegen nach Angaben der National Sleep Foundation ohne Pyjama unter der Decke. 47 Prozent der Amerikaner beten vor dem Einschlafen. Die Mexikaner wechseln besonders häufig ihre Bettwäsche, immerhin gönnen sich 81 Prozent der Einwohner des Landes wöchentlich ein neues Laken. Und in Japan schlafen Kinder in den ersten Lebensjahren nicht im eigenen Zimmer, sondern liegen gern im Bett (oder auf dem Futon) zwischen Vater und Mutter. Aus Japan übrigens stammt auch die Erfindung der Kapselhotels. Diese Unterkünfte bieten keine Zimmer, sondern übereinander angeordnete Schlafkabinen von zwei Quadratmeter Größe. Diese Art des Nächtigen hat sich in anderen Kulturen bisher allerdings nicht durchgesetzt.
Nichts muss, alles kann
Betrachtet man die verschiedenen Vorlieben der Menschen bei Bettenwahl und Co., so zeigt sich eben auch beim Schlafen: Andere Länder, andere Sitten. Allerdings – die Unterschiede in der Gestaltung der Nachtruhe finden sich auch im Kleinen. Der eine ist überzeugter Rückenschläfer, der andere kann nicht ohne eingeschlagene Decke zur Ruhe kommen und ein Dritter schwört auf den Einsatz der Nackenrolle. Wichtig ist letztendlich aber nur eins: Eine geruhsame Nacht für jeden.
Den wirklichen Schlaf-Weltmeister übrigens findet man in Australien: Der Koala-Bär schläft bis zu 22 Stunden am Tag.